Herausgelockt und überrollt (Ein Bericht der Appenzeller Zeitung)

  1. Liga: Der UHC Herisau unterliegt Pfannenstiel 8:12 und verpasst die Entscheidung in der Serie.

Lukas Pfiffner

Irgendwann im zweiten Drittel verzog sich Herisaus Trainer Nico Raschle mit Notizpapier in den Geräteraum des Sportzentrums. «Ich habe mir überlegt, wie wir personell reagieren könnten, wenn nicht bald etwas passiert.» 1:8 lag der UHCH kurz vor der Spielhälfte zurück, das Time-out hatte er schon nach dem sechsten Gegentor bezogen.
Die Ausserrhoder spielten sich am Freitag gegen Pfannenstiel-Egg nicht nur dem Ausgleich in den Playoff-Viertelfinals entgegen, sondern einem Debakel von seltenem Ausmass. Immerhin – es passierte etwas: Herisau wehrte sich, fand endlich auch den Weg ins Tor. Die diskussionslose Niederlage konnte zwar nicht verhindert werden. Und zwölf oder mehr Gegentore hat Herisau letztmals im September 2018 erhalten. Da kam der Gegner aus der NLA, hiess GC und kam im Cupspiel zu einem 17:2. Aber die Gastgeber gewannen gegen Pfannenstiel die zweite Spielhälfte, was der Trainer als positiv herausstrich.

«Dabei wissen wir es»
Die Namen waren vorher und nachher in ähnlichen Szenen andere, die Situation vor dem dritten Gegentor aber typisch: Herisaus Verteidiger Marcel Brunner achtete auf Tim Bartenstein, versuchte ihn nicht aus den Augen zu verlieren, verfolgte ihn in der Zone vor Torhüter Jud, ehe ihm der Zürcher doch entwischte. «Wir haben uns immer wieder aus den Positionen locken lassen. Dabei wissen wir es: Pfannenstiel sucht den Erfolg oft mit Querpässen und schliesst eiskalt ab», meinte Captain Simon Schweizer. Vier Tore erhielt Herisau zwischen der 9. und 18. Minute, vier weitere zwischen der 23. und 28. Minute. Das Spiel verlief ganz anders als die erste, spannendere Begegnung, in der die Ausserrhoder nie in Rückstand gerieten.

Gäste hatte Antworten parat
160 Zuschauerinnen und Zuschauer bildeten eine stimmungsvolle Kulisse. An der Mittellinie waren die Offensivbemühungen der Herisauer aber zunächst faktisch zu Ende: Nach vorne funktionierte lange wenig, ehe sich vor allem das Duo Stefan Meier/Joel Conzett in Szene setzte: Es erzielte fünf Tore. Silas Stucki traf zweimal und Simon Schweizer einmal. Allerdings diente die Schlussphase nur noch der Notierung statistischer Details. Um die Konzentration der Zürcher war es nun auch nicht mehr ums Beste bestellt. So gesehen geben die Drittelsresultate von 1:4, 2:4, 5:4 das Geschehen korrekt wieder. Herisau steigerte sich kontinuierlich, die Gäste hatten aber Antworten parat. Sie wirkten während zwei Abschnitten entschlossener und abgebrühter, kamen aus zwei Powerplays zu zwei Toren und erzielten während einer eigenen Strafe den Shorthander zum 1:5. «Abhaken und als Team clever dagegenhalten», meinte Simon Schweizer mit Blick auf die entscheidende dritte Partie vom Sonntagabend.

Bild:
Immer wieder jubeln die Zürcher; die Herisauer um Vierfachtorschütze Joel Conzett (Mitte) ziehen enttäuscht vom Feld.
Bild: Lukas Pfiffner